Kriminelles México – Baja California – Teil 1

Gen Norden verlassen wir México City über den Luftweg. Aus der Luft ist die Sicht über die Stadt nochmal beeindruckend und es ist unglaublich über welch riesige Fläche sie sich ausbreitet. In einer Zeit in der man locker von Köln/Bonn nach Düsseldorf fliegt, sind wir grade mal vom Flughafen bis zum Zentrum geflogen. Was man auf dem Foto sieht, ist maximal ein Viertel der Stadt, wenn überhaupt.

Ein doch sehr ruckeliger Flug landet schließlich in San José del Cabo im Bundesstaat Baja California Sur. Dieser liegt auf einer Halbinsel, östlich umgeben vom kalifornischen Golf, westlich bricht der Pazifik seine Wellen an der Küste.

Mit einer vertikalen Länge von über 1000 Kilometer zieht sich die Landschaft in Richtung der Vereinigten Staaten. Sie ist unterteilt in Baja California Sur und Norte, Süden und Norden. Der nördliche Teil grenzt an Kalifornien, die bekannteste Stadt ist Tijuana, direkt an der Grenze.

Der südlichste Teil mit den Städten San José del Cabo, Cabo San Lucas und La Paz gilt als der touristischste Teil, während ganz im Norden sogar häufiger Reisewarnungen durch das auswärtige Amt ausgesprochen werden. Unsere Pläne beinhalten somit zumindest vorerst nur den südlichen Teil, jedoch gilt die Mitte der Halbinsel immer noch als sicher und somit halten wir uns eine Reise in den nördlichen Teil trotzdem noch offen.

Um die bestmögliche Flexibilität während der Woche zu genießen haben wir uns sehr günstig ein Auto gemietet.

Doch bereits als wir dieses am Flughafen abholen wollen, bereitet uns dieses Unterfangen mal wieder Probleme.

Die Abholstation ist nicht direkt am Terminal, was soweit nicht ungewöhnlich ist. Allerdings ist sie weder zu sehen, noch ausgeschildert und somit für uns nicht fussläufig erreichbar, noch lässt sich der angekündigte Shuttle Service blicken. Auch ein Anruf unsererseits zeigt wenig Besserung. Erst als der Fahrer einer anderen Vermietung nochmal anruft, scheint sich was zu tun und wir werden abgeholt. Als wir das Auto dann abholen wollen geht der Spaß jedoch richtig los.

280$ möchte man uns zusätzlich anknüpfen, da wir keine Versicherung gebucht hätten. Diese ist jedoch in unserer Kreditkarte inkludiert. Der Mann am Schalter glaubt uns nicht, bzw stellt sich später hinaus dass er uns nie glaube wollte, sondern uns so oder so nur die 280$ aus der Tasche ziehen wollte. Eine schriftliche Bestätigung reicht ihm nicht aus, weshalb wir daraufhin bei American Express anrufen sollen. Dort bestätigt man ebenfalls nochmal, dass die Versicherung enthalten ist, wenn auch nur auf Deutsch. Dem Verkäufer fällt plötzlich ein, dass es ja eine Versicherung braucht, die auch Personenschäden mit abdeckt, das sei bei uns nicht der Fall. Schade, dass wir auch dafür kurz darauf eine schriftliche Bestätigung vorlegen können und diese auch spanisch übersetzen lassen.

Langsam wird dem Mann klar, dass wir uns nicht so einfach über den Tisch ziehen lassen. Also zieht er am nächsten Hebel und sagt, die Versicherung müsse aber zum Tarif gehören. Also legen wir unsere Buchungsbestätigung vor, die zwar keine Versicherung für das Auto beinhaltet, wohl aber eine Haftpflicht für sämtliche Personenschäden, mit dem expliziten Hinweis, dass keine zusätzliche Versicherung vor Ort abgeschlossen werden muss.

Nun wird behauptet dieser Absatz gehöre nicht zum Vertrag. Langsam reißt unser Geduldsfaden, denn es ist nicht mehr zu verbergen, dass man hier alles tut um uns nach Strich und Faden zu verarschen.

Darauf lassen wir uns jedoch nicht ein und sagen wir möchten die Reservierung unter diesen Bedingungen nicht wahrnehmen.

Dies sei nicht möglich sagt man uns, wir müssten uns an die Vermittlung wenden.

Als wir fordern, uns schriftlich zu geben, dass die Miete nur unter der zuvor nicht erwähnten Zahlung von 280$ möglich ist, lehnt man dies zunächst ab und droht damit die Polizei zu rufen. Freudig stimme ich dem zu, am Telefon wird gesagt, im Laden seien aggressive, randalierende Kunden.

Kurz bevor die Polizei Eintritt verfasst man doch noch ein Schriftzug und wir ziehen von dannen. Wir sehen noch die Polizeistreife, die kurz darauf eintrifft und vermutlich aus dem Lachen nicht mehr heraus gekommen ist. Eigentlich schade, dass wir den Polizisten die offensichtlich kriminellen Machenschaften der Mietwagengesellschaft nicht näher erläutern konnten.

Zurück am Flughafen suchen wir die erstbeste Vermietung auf und siehe da, für kaum mehr als wir zuvor ohne Versicherung bezahlt hätten, bekommen wir nun ein Auto mit Versicherung. Und das obwohl man uns zuvor eindringlichst gewarnt hatte, so einen guten Deal würden wir nirgendwo anders finden. Keine halbe Stunde später sitzen wir also im Auto.

Leider ist zuvor so viel Zeit drauf gegangen, dass es mittlerweile fortgeschrittener Nachmittag ist. Sehr ärgerlich, besonders weil wir uns immer noch um die Stornierung bei der Vermittlung kümmern müssen. Doch das soll aktuell nicht unsere Sorge sein, stattdessen brechen wir auf um die Insel zu erkunden.

Nachdem wir eine weitere Stunde damit verbracht haben auf etwas essbares zu warten und wir entschieden haben, nicht länger als nötig in den Touristenorten San José und San Lucas bleiben zu müssen, machen wir uns auf den Weg in Richtung La Paz. Der Namensvetter des bolivianischen Regierungssitzes, ist hier bekannt für seine klaren Gewässer im kalifornischen Golf, in denen man besonders gut schnorcheln und tauchen kann. Tauchen werden wir hier noch nicht, da wir erst am 19.08. in México City einen Termin zur medizinischen Untersuchung bekommen haben, die wir vorher nochmal machen wollen.

Bevor wir jedoch La Paz erreichen, machen wir Nahe der Autobahn eine kurze Pause am Pazifik. Neben dem ersten Bier seit Wochen, das wir uns am Meer aufmachen können, können wir vor allem das erste mal seit wir unterwegs sind, nicht nur am Meer sein, sondern auch hinein gehen. Bisher waren die Gewässer immer zu kalt. Freudig stürzen wir uns in die über 2 Meter großen Wellen.

Langsam wird es Zeit sich einen Schlafplatz zu suchen. Wir haben uns zuvor extra ein Zelt und eine Luftmatratze angeschafft.

Den Weg nach La Paz müssen wir auf die altmodische Art finden, denn Internet hat man fast im gesamten Bundesstaat unterwegs nicht. Google Maps funktioniert daher nur sehr eingeschränkt, trotzdem finden wir den Weg gut.

Die Suche nach Campingplätzen gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht. Der letzte den wir ansteuern, hat schon wieder geschlossen. Direkt daneben befindet sich jedoch ein Restaurant, dessen Besitzer wir ansprechen, ob er weiß wo es einen Campingplatz gibt. Er verneint, sagt jedoch wir könnten auf dem Teil des Strandes das zum Restaurant gehört, gerne unser Zelt aufschlagen. Gesagt getan. Gar nicht so einfach, da es in der Zwischenzeit schon ziemlich dunkel geworden ist, doch letztlich schaffen wir es, was auch der Einfachheit des Zeltes zu verdanken ist.

In der Nacht wird uns jedoch klar, dass das mit dem Zelten hier gar nicht mal so angenehm ist, wie wir dachten. Grund dafür ist nicht der Komfort, denn auf unserer Luftmatratze liegt es sich wirklich gut, doch in Baja California kühlt und Nachts kaum ab. Bei Tagestemperaturen von um die 38 Grad kann man sich vorstellen, wie es also Nachts aussieht, noch dazu in einem winzigen 2 Personen Zelt. Selbst mit offener „Tür“ ist unaushaltbar. Uns läuft der Schweiß literweise aus allen Poren.

Als wäre das nicht genug, werden wir gegen 5 Uhr morgens plötzlich hell angeleuchtet. Kein Stalker, der wissen will was im Zelt vor sich geht, sondern Fischer, die ihre Boote hier ins Wasser lassen. Das Licht und der Lärm machen das Schlafen unmöglich, aber immerhin sehen wir was vom Sonnenaufgang.

Daraufhin packen wir zusammen und suchen uns was zu futtern. Mit Baguette und Aufschnitt bewaffnet gehen wir an einen der Strände, an denen das Wasser besonders klar ist.

Leider waren wir bisher erfolglos was den Kauf von Schnorcheln angeht. Schlau wie wir sind dachten wir vorher, die gäbe es in Baja ja an jeder Ecke. Wären sie mal nicht überall ausverkauft. Ein paar Örtchen weiter sind wir schließlich erfolgreich, wenn auch zu einem Preis, den unsere Exemplare eigentlich nicht wert sind, aber immerhin sind wir nun ausgestattet.

Nachmittags stellt sich heraus, dass es eine gute Idee war im Schatten zu frühstücken. CäcLaw hatte diese nicht und bezahlt mit dem heftigsten Sonnenbrand seit langem, trotz sorgfältig eincremten Rückens mit 50+ Sonnencreme.

Nachdem wir noch ein bisschen herum geschnorchelt sind und das erste mal die Köstlichkeit der Fisch Tacos probieren durften, fahren wir abends noch zu den Dunas del Mogote. Über eine Schotterpiste für die unser Auto definitiv nicht gemacht ist, geht es zu den Dünen direkt am Meer.

Das kommt uns aus Antofagasta sehr bekannt vor und wie wir damals sind auch hier einige Leute auf Sandboards unterwegs. Allerdings ist die Piste deutlich kürzer und weniger steil, wir sind froh hier dafür kein Geld ausgegeben zu haben.

Stattdessen haben wir dieses in ein 24er Pack Coronita und eine Kühltasche investiert, die hier zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Mit dem Bier in der Hand setzen wir uns auf eine der Dünen und genießen den Blick übers Meer. In der Ferne taucht die Sonne die Berge in atemberaubende Farben.

Abends sind Mücken hier eine wahre Plage, was kein Wunder ist anhand der klimatischen Bedingungen. Das hat zur Folge, dass unsere Haut nun ausschließlich aus Schweiß, Sonnencreme und Mückenspray besteht. Eine köstliche Mischung. Um uns diese abzuwaschen und nicht über Nacht eine weitere Schicht zu bilden, haben wir entschieden, statt im Zelt in einem Hotel zu übernachten. Um den nächsten Tag voll nutzen zu können, fahren wir bereits am Abend in die Nähe unseres nächsten Zielortes. Nachdem wir die gut 200 Kilometer auf der Landstraße hinter uns haben, finden wir sogar noch etwas zu essen, obwohl es schon spät am Abend ist.

Das Hotel erweist sich als Glücksgriff, dafür dass die Auswahl sehr begrenzt war ist das Zimmer wirklich süß eingerichtet und verfügt vor allem über eine vernünftige Dusche und eine Klimaanlage. Entgegen unserer Natur läuft diese auch tatsächlich die ganze Nacht. Das sagt alles über die vorherrschenden Temperaturen. Morgens frühstücken wir noch im wunderschönen Innenhof.

Nahe der kleinen Stadt Loreto, in der wir eine kurze Abkühlung im Wasser vornehmen, fahren wir zum Tabor Canyon.

Das ist eine Schlucht, in der in den nicht so sommerlichen Monaten ein Fluss verläuft. Aktuell ist dieser jedoch bis auf wenige Pfützen vollständig ausgetrocknet und so kann man durch den Canyon hindurch wandern. Bereits wenige Meter nachdem wir los marschiert sind wird uns klar, dass wir es hier jedoch nicht lange aushalten werden. Die Mittagssonne knallt uns in bislang unbekannter Art und Weise auf die Köpfe. Im Schatten kratzt das Thermometer an der 40 Grad Grenze, von dem es allerdings so gut wie keinen gibt. Wie heiss es in der Sonne ist, wollen wir besser nicht wissen.

Die Strecke ist an einigen Stellen durchaus anspruchsvoll, besonders ohne unsere bergfesten Wanderschuhe.

Auch dem richtigen Weg zu folgen ist gar nicht so einfach, da es keine Schilder gibt. Höchstens ein paar von anderen Wanderern übereinander gestapelte Steine weisen einem manchmal den Pfad. Am Ende erreichen wir die Lagune, die das Ziel der kurzen Wanderung darstellt.

Denken wir zumindest, denn nachdem wir uns kurz ausgeruht haben, entdecken wir einen Pfeil, der weiter in die Höhle neben der Lagune zeigt. Versteckt befindet sich dort ein Seil, das zwischen einigen Steinen eingeklemmt ist.

Um zu erkunden was sich am Ende von diesem befindet klettere ich hinauf. Ein eingeklemmter Stock auf den ich trete, bricht aus der Felswand heraus, doch das Seil hält und so auch ich. Ein Szenario, das wieder mal nicht für Mutteraugen gemacht ist. Oben angekommen lohnt der Ausblick jedoch nicht so sehr, dass wir beide das Risiko eingehen müssen. Also steige ich wieder hinab und wir bleiben noch ein Weilchen an der Lagune sitzen. Auf dem Rückweg stellt sich das nächste Problem dar: der riesige Stein vom Foto weiter oben, den wir hinauf ebenfalls über Stöcke im Stein klettern konnten, erweist sich hinunter als sehr riskant, besonders weil unsere Hände vor Schweiß kaum Halt bieten. Zum Glück entdecken wir eine winzige Öffnung neben dem Stein, aus der ein deutlich flacherer Weg hinab führt. Zunächst scheitere ich daran meinen dicken Oberkörper hindurch zu quetschen, doch schließlich flutscht es doch ganz gut und wir kommen sicher unten an.

Als wir wieder am Auto angelangen, haben wir jeder ca 4 Liter Flüssigkeit verloren, es dauert etwas bis sich der Kreislauf wieder stabilisiert hat.

Wieder auf der Straße genießen wir den Weg entlang der Küste und den Ausblick auf den Ozean.

Unterwegs steht am Straßenrand dann plötzlich ein maskierter Mann in Tarnkleidung, bewaffnet mit einem Maschinengewehr, mit dem man vermutlich eine ganze Hauswand pulverisieren könnte. Er signalisiert uns stehen zu bleiben. Zwei Kollegen von ihm bitten uns auszusteigen, um eine Autokontrolle durchzuführen. Uns wird sehr mulmig. Tags zuvor haben wir noch von anderen Reisenden gehört, die ein Pärchen kennen, das im Bundesstaat Michoacan ins Kartell geraten ist und dort mit noch massiveren Waffen bedroht wurden. Für sie ging es wohl glimpflich aus, doch es gäbe wohl auch Kartelle, die weniger freundlich sind und ihnen Geld und Auto abgenommen hätten. Vom psychischen Trauma mal ganz abgesehen.

Mit rasendem Puls steigen wir aus. Uns ist zwar eigentlich klar, dass in Baja California keine Kartelle ihr Unwesen treiben und Militärkontrollen an der Tagesordnung stehen und zur Sicherheit beitragen, doch der maskierte, bewaffnete Soldat, der die ganze Zeit um uns herum schleicht, macht uns einfach ein extrem mulmiges Gefühl. Die Soldaten sind jedoch sehr freundlich und das beruhigt uns während der Kontrolle etwas. Trotzdem sind unsere Knie auch noch nachdem wir weiter fahren dürfen etwas weich. Später werden wir noch öfter kontrolliert und man gewöhnt sich schnell daran. Tatsächlich geben einem die Kontrollen ein Gefühl von Sicherheit, denn auch wenn sie manchmal selbst bedrohlich wirken, sorgen sie doch dafür, dass man als Tourist hier ziemlich ungefährdet durchs Land reisen kann.

Die Suche nach einem Campingplatz gestaltet sich mal wieder schwierig, sodass wir schließlich bis nach Mulege fahren, ein Ort, in dem wir ein paar Tage später bereits eine ganz besondere Unterkunft gemietet haben, doch dazu später mehr. Trotzdem werden wir hier fündig und stellen unser Zelt auf einem Campingplatz direkt am Wasser auf. Abends sitzen wir mit ein paar Bierchen und extra noch vom, eigentlich schon geschlossenen Restaurant, für uns zubereiteten Burritos am Strand und genießen die Idylle.

Da wir nun schon deutlich nördlicher sind, als wir eigentlich geplant hatten, stellt sich uns die Frage, wie wir die Route weiter gestalten werden.

Wie wir uns entschieden haben, erfahrt ihr im zweiten Teil unseres Baja California Berichts.

Hasta luego

CäcLaw y FriPi

PS: die Seiten „Fotos“ und „Unsere Route“ haben wir aktualisiert, also guckt gerne mal rein 😉

Ein Kommentar

  1. Ihr Lieben, es ist unfassbar, was ihr erlebt ,da bleibt mein Mutterherz schon stehen ,wie wird es da erst euren Müttern ergehen .
    Ich wünsche euch weiterhin viele tolle Erlebnisse und passt gut auf euch auf ( ich weiß, das macht ihr ja …) .
    Es ist so spannend ,eure Berichte zu lesen ,einfach klasse .
    Captain Travel sieht übrigens sehr schick aus.
    Liebe Grüße aus Köln sendet euch Karin

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