Käptn FriPi – Durmitor Nationalpark – Teil 1

Nach ereignisreichen und insgesamt sehr schönen 5 Tagen verlassen wir Kotor nun also. Morgens bringen wir noch unser Auto zurück und erreichen (wie so oft) auf den letzten Drücker den Busbahnhof. Glücklicherweise hat man es hier auch nicht so mit der Pünktlichkeit und so haben wir keine Schwierigkeiten unseren Bus zu bekommen.

Während wir warten (und mal wieder ein anderes deutsches Pärchen treffen) äußeren wir den Wunsch, dass es im Nationalpark etwas kühler wird, weil wir uns hier zu Tode schwitzen. Dass wir das noch bitter bereuen werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Als wir uns einmal aus dem Stadtverkehr heraus gewühlt haben wird es schnell ländlich. Wieder einmal fällt auf: das ganze Land ist ein einziges Gebirge.

Die Fahrt nach Zabljak im Durmitor Nationalpark dauert zwar insgesamt fast 4 Stunden, ist jedoch aufgrund der wunderschönen Landschaft, die sich währenddessen beobachten lässt, sehr kurzweilig.

Was wir auch hier wieder beobachten können: anscheinend gibt es im ganzen Land keine Viehzucht oder sonstige Weidetiere. Jedenfalls sieht man nirgendwo Tiere rumstehen, höchstens mal ein paar einsame Schafe verirren sich auf eine der vielen Grünflächen.

Als wir ankommen, versprüht das Dorf auf uns gleich einen ähnlichen Vibe wie vor 1,5 Jahren u.a. El Chalten oder El Calafate in Patagonien.

Das ganze Dorf ist irgendwie auf den Tourismus in den Bergen ausgelegt. Es besteht ausschließlich aus Unterkünften, die zum Teil an Berghütten in Österreich erinnern, Restaurants, Ski- oder Wandershops und Anbietern für diverse Unternehmen. Dabei ist es jedoch nicht unangenehm und es kommt nicht dieses Gefühl von Massentourismus auf. Einen der genannten Anbieter suchen wir auch kurz darauf gleich auf um uns einen Eindruck zu verschaffen, was z.B. eine Canyoning-Tour durch die nahegelegene Tara-Schlucht kosten würde. Bislang haben wir nämlich noch keinen genauen Plan wie lange wie hier bleiben und was wir in der Zeit machen werden. Bei den aufgerufenen Preisen von 100€ pro Person entscheiden wir jedoch, dass wir unsere Unternehmungen doch eher aufs Wandern auf eigene Faust beschränken werden.

Um die wunderbare Umgebung vollständig und rund um die Uhr genießen zu können, haben wir entschieden im Nationalpark zu zelten. Wildcampen ist hier nicht erlaubt, jedoch gibt es ca. 2 Kilometer vom Dorfkern entfernt zwei Campingplätze, von denen wir einen auserkoren haben, unser Nachtquartier zu werden. Da die Beschilderung jedoch irgendwie unklar ist, landen wir letztendlich doch auf dem anderen. Kamp Ivan Do stellt sich jedoch sowieso als die bessere Wahl heraus, denn von hier können wir auf den Platz, den wir eigentlich anvisiert hatten, rüber sehen und erkennen, dass dieser ganz schön voll ist. Auf unserem hingegen stehen nur einige wenige Campervans herum, zudem haben wir ein einzigartiges Panorama auf die sich vor uns auftürmenden Bergformationen.

Wir suchen die Rezeption auf, doch die anwesende Frau versteht anscheinend nicht mal ja oder nein. Jedoch scheint sie keine Ambitionen zu haben uns zu vertreiben und so bleiben wir erstmal hier. Sicherheitshalber fragen wir aber bei den anderen Campern mal nach, doch auch die haben nicht sehr viel mehr Ahnung, gehen aber auch davon aus, dass es schon ok sein wird. Bei der Gelegenheit fragen wir das (natürlich deutsche) Pärchen auch nochmal, ob sie eine Idee für unser Gaskartuschen-Problem haben. Zur Erinnerung: wir haben einen Kocher mit Schraubverschluss. Diesen hatten wir seiner Zeit extra gekauft, weil man uns im Globetrotter versichert hatte, damit global gut ausgestattet zu sein, da man fast überall auf dieses System setze. Fast überall scheint jedoch den Balkan nicht zu inkludieren, denn hier werden ausschließlich Stechkartuschen verkauft.

Sabine und Stefan wissen ebenfalls keine Lösung, außer einen Adapter anzuschaffen. Diese Idee hatten wir auch schon, jedoch werden auch dieser hier nicht verkauft, wie wir im örtlichen Wandershop bereits erfragt haben.

Nach einer kurzen Plauderei bieten uns die beiden jedoch an, uns eine ihrer Kartuschen zu überlassen, da sie sowieso fast nur noch über den Herd im Van kochen. Nach einer etwas längeren Plauderei überlassen sie uns sogar eine weitere große, volle Kartusche, mit der wir auf jeden Fall längere Zeit auskommen sollten. Unendlich dankbar, dass wir unsere vorgekochten Gnocchi doch nicht kalt essen und uns die restlichen Tage ausschließlich von Müsliriegeln ernähren müssen, laden wir die beiden ein, zum Dank unsere vom Weingut erworbene Flasche Weißwein mit ihnen zu teilen.

Das hat zudem den Vorteil, dass wir die Flasche in ihrem Kühlschrank kühlen können und nicht aus der Flasche trinken müssen.

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben und noch etwas (12 Liter) Wasser besorgt haben, verbringen wir mit Sabine und Stefan einen schönen Abend an deren Van und erzählen uns gegenseitig von unseren Reiseerfahrungen. Im Gegensatz zu allen anderen sind wir natürlich lächerlich schlecht ausgestattet, jedoch konnten wir uns direkt bei Ankunft zwei „Stühle“ aus Holz unter den Nagel reißen, auf denen es sich auch sehr bequem sitzt.

Abends treffen wir noch den „Boss“ des Campingplatzes und wollen für unseren Stellplatz bezahlen. Schockiert stellen wir fest, dass wir mit 17€ für unser knapp 1,5qm großes Zelt fast genauso viel bezahlen, wie andere für ihre 3,5 Tonnen schweren riesigen Vans. Wehmütig trauern wir den Campingplätzen in Bolivien hinterher. Immerhin gibt es dafür warmes Wasser und halbwegs saubere sanitäre Anlagen.

Nach einiger Recherche haben wir auch unser Programm für die nächsten Tage geplant. Unter anderem haben wir das Ziel, den höchsten Berg Montenegros, den Bobotov Kuk, zu besteigen.

Wir wollen jedoch mit einer recht kurzen Wanderung, die uns einmal um die umliegenden Seen führt, starten. Eigentlich hatten wir vor, diese noch vor dem Sonnenaufgang zu starten, um jenen vom See aus zu beobachten, jedoch machen uns die Wolken einen Strich durch die Rechnung. Wir starten trotzdem früh genug um sowohl vor den Rangern, als auch vor den tausenden mit Bussen angekarrten Touristen im Park und am schwarzen See zu sein. Dadurch sparen wir zum einen die Parkgebühr, zum anderen sind wir quasi alleine am See. Einzig ein völlig verrückter, der es anscheinend für spannend hält im See bei eisigen Temperaturen schwimmen zu gehen, ist außer uns noch da. Kaum sind wir losgegangen, machen wir daher schon die erste Pause und genießen die unendliche Stille und das atemberaubende Berg-/Seepanorama.

Ob wir in Skandinavien, Kanada oder eben Montenegro sind, lässt sich kaum unterscheiden. Vom Wald geht ein wahnsinnig intensiver Geruch nach Fichte und Tannenzapfen aus.

Apropos eisige Temperaturen: die Nacht war tatsächlich kälter als gedacht und da unsere Schlafsäcke mit einer Komforttemperatur von 10-15 Grad nicht dafür ausgelegt sind und auch unser Zelt nicht gerade für seine gute Isolation bekannt ist, frieren wir uns in der ersten Nacht gleich mal ordentlich den Allerwertesten ab. Das hat auch zur Folge, dass sich Cäcis anbahnende Erkältung nicht gerade zum Besseren entwickelt und sie von eben erwähntem Waldgeruch nur aus meinen Erzählungen erfährt.

Der Weg zu und um die Seen gilt als äußerst gut ausgeschildert und so folgen wir erstmal den Schildern auf den Wegweisern. Irgendwann entfernen wir uns jedoch soweit von der uns logisch erscheinenden Route, dass wir skeptisch werden. Schilder, die in Richtung Bobotov Kuk weisen, lassen uns zudem misstrauisch werden, dass wir nach wie vor auf der Runde um die Seen sind. Also fragen wir ein paar vorbeikommende Wanderer, ob das hier der Weg in Richtung Bobotov Kuk ist. „No no no, too far away from here“ sagt man uns, jedoch sehen wir auf ihrem Handy, dass dies tatsächlich der Weg zum höchsten Gipfel des Landes ist. Da wir dort heute noch nicht hinwollen, wissen wir dass wir falsch sind und drehen um. Ob der Weg wirklich zu weit ist, werden wir ja in den kommenden Tagen noch sehen. Schon öfter haben wir nun gelesen und gehört, dass es zwei Wege zum Gipfel gibt. Den „schweren, anspruchsvollen, langen“ vom See aus, auf dem wir uns gerade befunden haben und den einfachen, für den man zunächst mit dem Auto auf einen Pass auf der anderen Seite des Bergs auf 1900 Meter fährt und „nur noch“ die restlichen Kilometer hochgeht. Da dieser deutlich weniger anspruchsvoll sein soll, wird er von den meisten empfohlen. Welchen Weg wir wählen, soll aber erstmal eine Frage für die Zukunft sein. Zunächst einmal müssen wir unseren „See-Weg“ wiederfinden, was uns kurz darauf auch gelingt. Denken wir jedenfalls. Wie sich später herausstellt, sind wir weitab vom offiziellen Weg und klettern mal wieder einfach durch die Wildnis. Trotzdem schaffen wir es einmal um den schwarzen See und mit einigen Umwegen auch zu den beiden anderen Seen, die jedoch nicht ansatzweise mit ersterem mithalten können.

Am Ende des Tages haben wir irgendwie mehr Kilometer gemacht als ursprünglich geplant, die sich jedoch definitiv gelohnt haben.

Nicht ganz so verheißungsvoll ist hingegen aktuell der Blick in Richtung Himmel. Obwohl es sich noch deutlich aufklaren soll und über unserem Camp auch die ersten Sterne zu sehen sind, hängen in den Gipfeln der Berge noch etliche dunkle Wolken. Wir entschließen daher, die Entscheidung, ob wir bereits am kommenden Tag in Richtung Bobotov Kuk aufbrechen, auf den Morgen zu verschieben.

Früh dabei, früh davon, so sagt man ja. Das gilt auch für uns, denn weil wir sehr früh los gewandert sind, sind wir auch schon gegen Mittag wieder da. Wir entschließen uns, den Bus um 14 Uhr zur berühmten Tara-Schlucht zu nehmen. Die Situation mit den Bussen ist hier ein bisschen kurios, denn es gibt kein Terminal und auch kein Häuschen oder ähnliches mit einem Ansprechpartner. Stattdessen guckt man einfach im Internet oder auf den Fahrplan der Touristeninfo und vertraut darauf, dass auf dem Busparkplatz irgendwann der richtige Bus erscheint. Weil wir es gewohnt sind, dass Busse zwar im Internet stehen, in der Realität aber niemals fahren, vertrauen wir eher auf den Fahrplan der Touristeninfo. Wie sich herausstellt, eine schlechte Idee, denn den Bus um 14 Uhr gibt es schon mal nicht. In der Touristeninfo weist man jedoch jede Verantwortung von sich und auch einen verlässlichen Ansprechpartner will und kann man uns nicht nennen. Mit dem Bus kommen wir daher heute also weder hin noch zurück. Um den Tag nicht ungenutzt zu lassen, entscheiden wir ein Auto zu mieten und selbst hinzufahren. Die einzige Vermietung befindet sich laut Google Maps ein kleines Stück außerhalb des Ortes. Nach ca. 2 Kilometern Fußweg erreichen wir den ausgewiesenen Ort, doch von Auto fehlt weit und breit jede Spur. Wir fragen in einem Hotel nach und dort teilt man uns mit, die nächste Autovermietung befinde sich 60 Kilometer weiter außerhalb. Das ist doch etwas weit für einen Nachmittag zu Fuß. Der freundliche Mitarbeiter ruft sogar für uns dort an und man bietet uns an, das Auto zu bringen, jedoch kostet dieses dann statt 40€ direkt 100€, was zwar verständlich ist, allerdings deutlich über unserem Budget liegt und uns außerdem vor die Herausforderung stellt, wie wir nach der Rückgabe zurück ins Dorf kommen. Es gibt also für uns im wichtigsten Touristendorf der Umgebung keine Möglichkeit an ein Auto zu kommen. Irgendwie bizarr. Ernüchtert treten wir den Heimweg an. Unterwegs laufen uns auf der Strasse einige Kühe vor die Nase. Wir gucken zunächst erstaunt, doch für die umstehenden Einheimischen scheint der Anblick völlig normal zu sein, dass eine Kuh ohne das Stop-Schild zu beachten die Strasse überquert.

Wir verbringen den Rest des Abends auf dem Campingplatz und gehen früh schlafen. Recht ausgeschlafen wachen wir morgens auf, doch leider habe auch ich mittlerweile starke Halsschmerzen entwickelt und auch Cäci geht es nicht besser. Die Nacht ist hier für unser Equipment, trotz aufgewärmtem Käptn, einfach zu kalt. Da sich der Blick in Richtung Himmel in den Bergen ebenfalls nicht wirklich verbessert hat, entschließen wir uns, den Bobotov noch einen Tag auf uns warten zu lassen und heute etwas ruhiger zu machen. Erneut wollen wir versuchen zur Tara-Schlucht zu gelangen. Diesmal schauen wir im Internet nach. Tatsächlich soll um 08:00 Uhr ein Bus fahren.

Als um 08:20 Uhr immer noch nichts auftaucht, sind wir schon völlig entmutigt. Doch plötzlich taucht wie aus dem Nichts doch noch ein Mini-Van mit der Aufschrift „Pljevlja“ auf, was genau unsere Richtung ist. Der Fahrer spricht zwar kein Englisch, doch trotzdem bringen wir ihm irgendwie bei, dass wir gerne an der Tara-Schlucht aussteigen wollen. Für 2,50€ pro Person übrigens ein sehr fairer Preis.

An der Tara-Bridge angekommen fällt uns direkt auf: 3 Stunden, die wir hier einplanen mussten, da kein früherer Bus zurück fährt, sind definitiv zu lang. Wir spazieren einmal über die wirklich eindrucksvolle und hübsche Brücke bis auf die andere Seite. 300 Meter lang und 100 Meter hoch ist diese übrigens. Die Schlucht ist zudem die tiefste ganz Europas und entsprechend beeindruckend ist das ganze Panorama.

Um dem Ganzen noch einen angemessenen Adrenalinkick zu verpassen, kann man hier auch an einer Zip-Line durchs Tal schweifen. Eigentlich sehr verlockend, allerdings haben wir erst kurz zuvor gesehen, wie unser Busfahrer unangeschnallt, telefonierend oder im Internet surfend Auto gefahren ist und dieser Eindruck von der hiesigen Sicherheit genügt uns, auf das Abenteuer Zip-Line zu verzichten. Also genießen wir einfach nur den Ausblick von beiden Seiten der Brücke in die Schlucht.

In einem Café lassen wir uns noch nieder um einen Cappuccino zu trinken. Vernünftigen Kaffee zu bekommen, ist hier nämlich gar nicht mal einfach. Das Kaffeepulver hat nichts mit dem zu tun, was wir kennen und ist selbst aus einer italienischen Mokka oft nicht mehr als gerade so genießbar. Umso dankbarer sind wir, wenn wir mal ein Café mit Siebträgermaschine finden. Gestört wird das ganze nur durch die unzähligen Raucher, die es auch hier wie überall im Land an jeder Ecke gibt. Gefühlt gibt es hier wirklich niemanden der nicht raucht, auch in Innenräumen, im Bus oder eben im Café ist es völlig normal, dass alle eine Kippe in der Hand haben. Vermutlich ist das auch die spottbilligen Zigarettenpreise zurück zu führen. Eine Packung gibt es hier bereits ab 2,50€.

Der Rückweg gestaltet sich tatsächlich einfacher als gedacht. Wir schaffen es, den Bus am Straßenrand ran zu winken und ihm klar zu machen, dass wir zurück nach Zabljak möchten.
Wieder angekommen wollen wir den Nachmittag noch für eine kleine entspannte Wanderung nutzen. Nichts wildes, denn wir wollen unsere Gesundheit schonen, um morgen fit zu sein.
Der kleine Bruder des Bobotov ist der Savin Kuk. Ihn kann man entweder vom Camp aus in 7km zu Fuß erreichen oder mit der Gondel bis 1,5km vor den Gipfel fahren. Wir entscheiden uns aus gesundheitlichen Gründen für letzteres. Auf dem Weg fällt uns jedoch auf, dass die letzte Fahrt herunter um 16:10 Uhr stattfindet. Es ist 15:00 Uhr und wir sind noch nicht mal an der Gondel. Da wir sowieso aber auch den Weg dorthin nicht finden (gut ausgewiesene Wege), verwerfen wir den ganzen Plan schnell wieder.

Da das Wetter mittlerweile ausgesprochen gut ist, kommt uns die Idee mit einem der kleinen Ruderbote eine Runde auf dem See zu drehen.
Zwar ist der Käptn im Zelt geblieben, doch Käptn FriPi ist ebenfalls in der Lage, das Ruder zu übernehmen.

So schippern wir eine gute Stunde einmal um den ganzen See und genießen die Ruhe des ruhigen Wassers.

Auf dem Rückweg nach Hause bemerken wir noch, dass gerade eine Art Triathlon vorbereitet wird. Scherzhaft fragen wir uns, ob die Athleten dann zum Bobotov Kuk joggen sollen.

Ob wir darüber auch am nächsten Tag noch lachen und wie sich unsere Mission, den höchsten Gipfel des Landes zu besteigen entwickelt, erfahrt ihr dann beim nächsten Mal.

Bis bald!

CäcLaw und FriPi

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