Wie wir im Land der Indigenen Kühe melken – Provinz Chiquitos

Wir sind angekommen in Santa Cruz de la Sierra. Die größte Stadt Boliviens!

Doch schnell stellen wir fest: trotz der Größe gibt es hier nicht viel zu sehen.

Der Plaza 24 de septiembre im Zentrum ist noch am sehenswertesten, ansonsten ist die Stadt eher eine graue Maus. Nachdem wir mit dem Bus angekommen sind, schlafen wir erstmal noch ein paar Stunden in einem Café weiter, bis wir ins AirBnB können.

Auf dem Weg dorthin sehen wir dann, dass selbst unser als Ausgehviertel bezeichnetes Barrio nicht viel zu bieten hat.

Daher gibt es von unseren 3 Tagen in Santa Cruz auch nicht viel zu berichten, außer dass es genau die richtige Entscheidung war eine Unterkunft mit Terrasse, Grill und Pool zu mieten.

Wir nutzen die Zeit, um auszuloten, wie es für uns danach weiter geht. Schnell haben wir einen Plan gefasst: es wird mal wieder Zeit für ein Auto und auf eigene Faust weiter ins Landesinnere zu fahren. Genauer gesagt fast bis an die Grenze, im Osten an Brasilien und im Süden an Paraguay.

Diesmal haben wir uns für einen Minivan entschieden, denn bei den milden Temperaturen von immer noch um die 20 Grad nachts, kann man hier auch gut im Auto schlafen.

Nachdem wir den Wagen abgeholt haben, fahren wir noch ins Matratzenviertel. Das ist nicht, wie manche vielleicht denken, das Rotlichtmilleu, sondern tatsächlich wörtlich zu nehmen. Santa Cruz ist nämlich, wie viele bolivianische Städte, wie ein großer Supermarkt aufgebaut und die Straßen sind quasi dessen Abteilungen. Wir kaufen dort also eine Matratze und schmeißen diese in den Minivan. Fertig ist unser Obdach für die nächsten 5 Tage. Mit genug Wasser und Proviant um uns die nächsten Tage selbst zu versorgen, geht es also los.

Unser erstes Ziel lautet San José de Chiquitos.

Dort angekommen merken wir, dass wir nun endgültig in der Provinz angelangt sind. Das Dorf ist in aller einfachsten Verhältnissen gebaut und mit unserem viel zu modernen Auto wirken wir irgendwie fehl am Platz. Trotzdem machen wir hier eine Mittagspausen und finden auch schnell Freunde, denn die Strassenhunde am Plaza finden Gefallen daran, dass sich jemand mit ihnen beschäftigt.

Unser eigentliches Ziel ist aber auch der Kaa Iya Nationalpark. Über eine äußerst holprige Straße aus rotem Gestein gelangen wir in dessen Nähe, wie wir rein kommen bleibt jedoch ein Rätsel. Doch das ist nicht schlimm, denn über dem Park selbst befindet sich ein kleines Wandergebiet von dem man aus einen brillanten Blick auf die Natur hat.

An einem Parkplatz an der Straße schlagen wir auch unser erstes Nachtlager auf.

Umzingelt von tausenden von Mücken und anderen nicht identifizierbaren Insekten, kochen wir uns noch den Reis mit Gemüse vom Vortag und genießen den Blick auf die Sterne. Nach einer erstaunlich komfortablen ersten Nacht fahren wir am nächsten Tag weiter die Ruta 4 in Richtung Brasilien.

Der erste Zwischenstopp führt uns nach Cochis. Dort wandern wir unterwegs zu einem Wasserfall, indem wir eigentlich duschen wollen, doch sowohl die belebte Umgebung als auch die natürlichen Begebenheiten lassen das eher nicht zu.

Später kommen wir aber jedoch sowieso wieder ins schwitzen.

Wir erklimmen den Torre del David, zumindest soweit es der Weg zulässt, denn bis ganz nach oben gibt es keinen Weg. Wir klettern noch ein bisschen weiter, doch in einem Felsvorsprung ist dann Ende. Wie nah der Abgrund hier bei Windgeschwindigkeiten, die einen sowieso schon wegwehen, ist, dürfen wir hier nicht genau sagen, sonst gibt es Ärger von unseren Müttern. Dazu passt auch, dass auf einer nahegelegenen Aussichtsplattform, an deren Seiten es metertief hinab geht, absolut keine Absperrungen gibt.

Doch ganz offensichtlich haben wir überlebt und so fahren wir also weiter, nach Roboré, eines der größeren Dörfer der Umgebung. Doch das hält nicht was es verspricht, viel machen kann man nicht und so entschließen wir, die dort eingeplante Nacht zu überspringen. So kommen wir abends bereits im Valle de Tucavaca an. Dort steuern wir einen Campingplatz an, den wir zufällig auf Google entdeckt haben. Zu unserer Enttäuschung ist dieser jedoch geschlossen. Als wir einen Mann durch das geschlossene Tor gehen sehen, beschließen wir ihm zu folgen. Begrüßt werden wir von drei wild bellenden Hunden. Deren Besitzer erscheint kurz darauf ebenfalls mürrisch drein blickend. Erst wollen wir auf der Stelle kehrt machen, doch dann fragen wir ihn doch, ob man hier campen kann. 40 Bolivianos würde eine Nacht kosten, 10 wenn wir nur gucken wollen. Wir wundern uns zunächst, doch wir stimmen zu.

Die Aussicht vom Campingplatz übers Tal ist brillant und wir sind begeistert über unser neuestes Nachtlager. Später erklärt uns Erwin, wie der Besitzer heißt, dass viele Leute aus der Umgebung auf eine Empanada oder einen Kaffee vorbei kommen und er daher die Gebühr für das Gucken verlangt.

Camping Gäste gibt es außer uns aber momentan keine und so haben wir die ganze Ruhe der Natur für uns alleine. Das Licht der untergehenden Sonne taucht das Tal in ein Meer aus orangenen Strahlen.

Nachts lässt der Sternenhimmel keine Wünsche offen und steht dem in der Atacama Wüste in nichts nach. Daher stellen wir uns am nächsten Morgen auch für 5 Uhr einen Wecker, um den Sonnenaufgang aus unserem Bett durch die Heckklappe zu bewundern.

Kein Wunder, weiter abseits der Zivilisation kann man kaum sein. Der Camping Platz ist auch vollkommen autonom, Strom wird durch Solarpanel erzeugt. Die nächste Stadt ist Santiago de Chiquitos und für die ist selbst die Bezeichnung Dorf eine Übertreibung. Einen Supermarkt suchen wir dort am nächsten Tag vergeblich.

Apropos Chiquitos: die Chiquitana sind ein indigenes Volk Boliviens. Von ihnen stammen die Grimassen, die man hier an jeder Ecke sieht und die auf uns erstmal einen unheimlichen Eindruck machen. Erwin erklärt uns, dass die Chiquitana diese bei der Invasion der Spanier verwendet haben, um nicht erkannt zu werden und sich somit vor den Eindringlingen zu schützen.

Doch genug geschichtliches, am nächsten Tag wird es wieder sportlich. Wir wandern hinauf zu den Gesteinsformationen Tucavaca, die aussehen wie alte Inka Stätten, jedoch natürlich entstanden sind.

Der Aufstieg dorthin ist steil und außer uns gehen keine der Wandergruppen den Weg bis ganz oben. Doch die Anstrengung hat sich mal wieder gelohnt, die Aussicht über das Land und die Felswände ist beeindruckend.

Oben erstrecken sich noch kilometerweite grüne Wiesen, sodass man auch denken könnte, man sei in Schottland oder Irland und in der Ferne sieht das Grün fast aus wie das Meer. Auch der Wind erinnert eher an einen Herbststurm auf den Färöer Inseln als ans tiefste Bolivien.

Da nach der Wanderung noch Zeit ist möchten wir noch zu La Pozas, einem natürlichen Wasserbecken, an dem wir endlich mal duschen wollen. Auf dem Weg stellen wir jedoch fest, dass wir die entscheidende Abzweigung verpasst haben und ändern daher den Plan. Wir ziehen die für den nächsten Tag geplanten Aguas Calientes vor. Und wie sich herausstellt, war das auch gut so, denn die heissen Quellen sind zwar nett, doch länger als 2 Stunden kann und will man hier nicht verweilen. Zu heiss ist das Wasser, das bei 36 Grad Außen- und Wassertemperatur keine Abkühlung darstellt.

Immerhin sind wir somit geduscht.

Da die Gegend also nun vollständig ausgekundschaftet ist, entscheiden wir uns am nächsten Tag bereits zurück Richtung Santa Cruz zu fahren, auch wenn der Abschied von unseren Gastgebern und besonders deren Hunden durchaus schwer fällt. Dort wollen wir eine Nacht auf einem Campingplatz in der Nähe von bis zu 50 Meter hohen Sanddünen verbringen.

In den Ausläufern der Dünen gönnen wir uns beim Sonnenuntergang ein Bierchen und sitzen Abends gemütlich ums Lagerfeuer. Mickey, unser Gastgeber, hat uns dafür ein bisschen Feuerholz spendiert. Wieder sind wir die einzigen Gäste.

Doch das wahre Highlight wartet am nächsten Morgen: ob wir mal Milch probieren wollen, fragt Mickey. Frisch gemolken, direkt ins Kaffeeglas und ehe wir uns versehen dürfen wir auch schon selber ran. Der Kaffee mit der frischen Milch schmeckt hervorragend, eventuell liegt es auch am Cognac, der wie selbstverständlich mit in den Kaffee gemischt wird.

Mickey nimmt uns mit zu allen Tieren, wir lernen seine Kühe, Hühner und Pferde kennen. Viele davon haben seine Familie und er aufgenommen um sie vor der Euthanasie zu retten.

Er erzählt uns, dass wir die ersten Deutschen auf dem Bauernhof sind. Daher schiessen wir noch einige Fotos für Facebook und Instagram, die Mickey auf seinem Kanal hochlädt. Hier findet ihr sein Instagram Profil:

Unsere Matratze, die wir vorher gekauft haben, verschenken wir am Ende an die Arbeiter auf dem Bauernhof, die diese gut für ihre Familie gebrauchen kann.

So machen wir uns auf den Weg in die Dünen. Leider wird die Straße unterwegs wieder sehr sandig. Da diesmal keine Autos zur Rettung in der Nähe sind, lassen wir ein weiteres Sandabenteuer ausnahmsweise aus.

Stattdessen verbringen wir noch ein bisschen Bummelzeit in Santa Cruz und checken dann ins Suissôtel am Stadtrand ein. Aus unserem Zimmer im 19. Stock haben wir nochmal einen tollen Blick über Santa Cruz. Nach den Nächten im Auto gönnen wir uns hier nochmal eine Nacht Erholung, bevor es am nächsten Tag mit dem Nachtbus nach Cochabamba geht.

Dort gewöhnen wir uns wieder etwas an die Höhe, denn kurz darauf geht es für uns nach La Paz, was mit ca 4000 Metern über Normalnull der höchste Regierungssitz der Welt ist.

Hasta luego

CäcLaw y FriPi

2 Kommentare

  1. Meist lesen wir Mütter eure spannenden Erlebnisse mit einem freudigen breiten Lächeln,so auch diesmal.Und doch lieben Dank das ihr uns manchmal bei den Abenteuern nicht vergesst.😅🐎🌃🥾❤️

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