Einmal in die Hölle und zurück – Atacama Teil 2

03:00 Uhr morgens. Der Wecker klingelt.

Nach einer viel zu kurzen Nacht fällt uns das Aufstehen trotzdem leicht, denn uns steht ein ganz besonderer Ausflug bevor:

Die Geysire am Vulkan El Tatio, die auf 4280 Meter liegen. Die ca 80 aktiven Geysire machen ca 8% aller Exemplare weltweit aus, mehr als auf Island, das immerhin als Land der Geysire bekannt ist.

Da der Anblick bei Sonnenaufgang besonders spektakulär sein soll, wollen wir sobald der Park um 6 Uhr öffnet, da sein.

Unsere Vermieterin hat uns statt des Frühstücks ein Care Paket bereit gestellt, mit Broten und Tee.

Kokablätter haben wir natürlich auch im Gepäck. Diese werden zur Prophylaxe zur Höhenkrankheit genutzt, da sie die Sauerstoffaufnahme ins Blut verbessern und somit Symptomen wie Schwindel und Übelkeit vorbeugen.

Um 4:30 fahren wir los und schnell sind wir wieder froh um unser Auto, die Strassenverhältnisse haben sich nicht gebessert, nur dass nun auch noch Serpentinen und Schnee hinzu kommen. Zunächst halten wir diesen für Salz, doch eine kurze Bodenprobe lässt kein anderes Ergebnis als Schnee zu. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, in diesen Höhen liegt auch in der Wüste also Schnee.

Um kurz vor 6 treffen wir ein und sind tatsächlich die ersten am Eingang.

Das stellt sich später als großer Vorteil heraus, da wir den Touristen, die nach uns mit Bussen anreisen immer einen Schritt voraus sind und so den Anblick in Ruhe genießen können.

Im Park selber angekommen sehen wir auch schnell die ersten heißen Quellen.

Das Verlangen sich in dem 86 Grad heißen Wasser (das ist hier der Siedepunkt) zu wärmen wird schnell größer, denn bei ca. -20 Grad Außentemperatur werden Füße und Hände schnell kalt.

Doch die hat auch ihre Vorteile:

Der immense Temperaturunterschied verstärkt den Effekt des Wasserdampfes der aus den Geysiren aufsteigt. Bis zu 10 Meter hoch türmt sich der teils meterdicke Nebel in riesigen Säulen auf. Da kann man schon mal im Nebel verschwinden.

Umso beeindruckender wird der Anblick mit der aufgehenden Sonne. Unwirklich wirken die Farben, die sich im Wasser der Geysire, das auf dem Boden übrigens schnell gefriert, spiegeln.

Ein bisschen als wäre man in der Hölle gelandet. Doch für uns gleicht der Morgen eher dem Himmel auf Erden.

Nach gut 2 Stunden, die uns eher vorkommen wie 20 Minuten, haben wir alle Geysire gesehen. Gut durchgefroren machen wir uns wieder auf den Heimweh.

Nach einem kurzen Nap um das Schlafdefizit auszugleichen, besuchen wir nachmittags noch eine alte Inkastätte. Von dieser ist größtenteils nicht mehr viel übrig, da die Nomaden, wenn sie weiter gezogen sind, die Dächer ihrer Häuser mitgenommen haben.

Diese wurden nämlich auf einem Baumstamm errichtet. Bis dieser an einem neuen Ort neu gewachsen wäre hätte es natürlich viel zu lange gedauert. Daher wurden die Stämme teilweise über hunderte Kilometer zu Fuß transportiert. Und wir beschweren uns, wenn 32 Stunden Busfahrt mal nicht ganz so komfortabel sind…

Abends genießen wir noch den Sonnenuntergang abseits der Stadt, mit einem Bierchen auf der Pick-Up Ladefläche.

Mit dem geht es dann am Freitag nach Antofagasta, dort haben wir für Samstag eine Tour durchs Paranal Observatorium gebucht. Dieses ist das zweitgrößte Teleskop der europäischen Weltraumorganisation ESA. Von hier aus erhoffen wir uns atemberaubende Blicke auf die Milchstraße und andere Galaxien.

Doch kaum in Antofagasta angekommen die Hiobsbotschaft: um an der Führung teilzunehmen, erhält man 48 Stunden vorher ein COVID Formular per E-Mail, dieses muss man bis 24 Stunden vorher ausfüllen. Leider hatten wir genau zu dieser Zeit kein Internet. Das Formular 20 Stunden vorher ausfüllen? Völlig unmöglich, teilt man uns seitens der ESA mit. Warum bleibt uns ein Rätsel.

Nachdem wir kurz unseren Antofagasta Trip schon als gescheitert ansehen, sagen wir uns, trotzdem das beste draus zu machen. Und dazu gibt es hier auch gute Voraussetzungen: anders als in San Pedro kann man hier noch Sandboarden. Also disponieren wir um und verabreden uns für Samstag mit einem Trainer, von dem wir auch Boards und Helme bekommen.

Wir fahren zu einer Düne, an der die Wüste quasi direkt ins Meer mündet. Alleine der Ausblick ist schon wunderbar und die Reise wert.

Das Sandboarden selber fällt Cäci deutlich leichter als mir, da es dem Snowboarden von der Technik her gleicht. Für einen Ski Fahrer also eher ungewohnt. Ich kann nicht zählen wie oft ich auf dem Po sitze, doch da mich der Ehrgeiz nicht loslässt, mache auch ich mit der Zeit Fortschritte und kann die Abfahrten ins Tal genießen. Und fürs Foto sehe auch ich aus wie ein Profi 😋

Apropos: dort angekommen muss man ja auch wieder hoch. Doch anders als an der Skipiste gibt es hier keine Lifte, die einen entspannt nach oben bringen.

Stattdessen gilt es die gesamte Düne samt Board zu Fuß hochzulaufen. Durch den tiefen Sand eine ganz schöne Tortur, teilweise eine halbe Stunden quälen wir uns wieder nach oben. Währenddessen schlendert Manuel, unser Trainer, entspannt und lachend vor und macht dabei fröhlich Fotos. Kein Wunder, dass er fit ist wenn er hier täglich die Düne hinauf wandert.

Bis zum letzten Sonnenstrahl nutzen wir das wunderbare Panorama aus, wie immer können wir einfach nicht aufhören „noch eine letzte Abfahrt“ zu nehmen.

Abends fallen wir völlig platt ins Bett.

Sonntags machen wir noch eine kleine Wanderung auf einen Berg über der Stadt und genießen den Blick über Antofagasta und den Ozean.

Danach besuchen wir den Fischmarkt und erwerben Thunfisch, der vor ca. 3 Stunden noch durch den Pazifik geschwommen sein muss. Ca 6€ zahlen wir für das Gut einen halben Meter große Exemplar. Natürlich wissen wir dass das viel zu viel für uns ist, doch weniger kaufen ist hier unmöglich.

Vor dem Abendessen wollen wir nochmal den Sonnenuntergang genießen. Dazu fahren ein Stück aus der Stadt an einen Strand.

Dort kann man mit dem entsprechenden Auto auf den Sand fahren und von der Ladefläche aufs Meer blicken.

Leider stellen wir nach ca 2 Metern auf dem Sand fest, dass wir anscheinend nicht das richtige Auto haben. Innerhalb von wenigen Sekunden haben sich die Reifen tief in den unerwartet lockeren und tiefen Sand gegraben. Unsere Versuche, die Räder frei zu buddeln bleiben erfolglos. Doch wir wären nicht in Südamerika, wenn nicht schnell zwei Autos zur Hilfe geeilt kämen. Gemeinsam beratschlagt man, was zu tun sei, während man über die Deutschen lacht, die so blöd sind und denken, mit jedem Pick-Up könnte man einfach auf jeden Sand fahren. Die chilenische Mutti erklärt uns, wir hätten ein paar hundert Meter weiter auf den festeren Sand gemusst.

Schnell hängen wir also am Abschleppseil des Jeeps der Familie, bei der jeder Handgriff sitzt, die Situation scheint nicht neu zu sein.

Doch dann der Schock: auch der Jeep packt es nicht und steckt nun noch tiefer als wir im Sand fest.

Mittlerweile haben sich weitere Fahrzeuge dazu gesellt, jeder Versuche zu helfen. Doch auch der nächste Helfer bleibt stecken, wird jedoch von einem Familienvater, der mit einem wirklich großen Auto zur Hilfe geeilt ist, schnell herausgezogen. Danach versucht dieser zuerst uns rauszuziehen, um danach den Jeep zu retten.

Mit vereinter Kraft helfen alle mit und wir haben es schon fast geschafft, als plötzlich auch der Ford stecken bleibt. Nun stecken drei Autos gleichzeitig fest.

Es ist mittlerweile etwas Slap Stick, etliche Leute filmen oder machen Fotos. Die Stimmung ist jedoch weiterhin gut, aufgeben keine Option und irgendwie fühlen sich alle miteinander vereint. Der Ford kann von einem Pick-Up auf der Straße rausgezogen werden. Mit dessen Seil spannen wir nun mehrere Seile aneinander und so kann der Ford uns nun auch von der Straße aus herausziehen.

Ein Kampf stellt noch der Jeep dar, der weiterhin tief im Sand steckt, doch mit vereinter Kraft und genug Seilen sowie Unterlegplatten für die Reifen schaffen wir es schließlich. Die Freude bei allen Beteiligten ist groß. Wir sind froh die Situation nochmal überstanden zu haben und feiern noch mit einem Bierchen am Strand, auch wenn wir den Sonnenuntergang längst verpasst haben.

Am nächsten Morgen geht es wieder früh raus. Wir fahren zurück nach San Pedro, dort haben wir noch zwei Lagunen vor uns und wollen eine astronomische Tour machen, als Entschädigung für das Observatorium. Von San Pedro sind es nochmal 120 Kilometer bis zur Lagune. Dort angekommen, teilt man uns mit, dass die Lagune derzeit geschlossen ist. Enttäuscht drehen wir um.

Da wir seit dem Morgen von 0 auf erneut 4000 Meter gefahren sind, erwischt uns beide etwas die Höhenkrankheit. Daher lassen wir das restliche Nachmittagsprogramm sausen und legen uns stattdessen im Hostel aufs Ohr.

Abends werden wir dann zur Tour abgeholt.

Dort entstehen komplett einzigartige Bilder. Diese werden jedoch erst in paar Tagen zur Verfügung gestellt. Dafür gibt es dann nochmal einen kleinen extra Artikel.

Für uns geht es nun weiter: die nächste Station lautet Bolivien. Mit dem Bus geht es morgens um 3 Uhr los in Richtung Uyuni. In der Nähe liegt der gleichnamige Salzsee, der mit ca 10 Tausend Quadratkilometern die größte zusammenhängende Salzfläche der Welt bildet.

Doch dazu beim nächsten Mal mehr.

Hasta luego

CäcLaw y FriPi

3 Kommentare

  1. Sehr unterhaltsam und schön erzählt. Toll, dass die Südamerikaner so hilfsbereit sind und daraus noch ein Event wird. Ihr macht eine tolle Figur auf den Boards. Insgesamt wie immer ein toller Bericht. Freue mich auf den nächsten!

  2. Wirklich schöner und lustiger Bericht, du schreibst dich langsam aber sicher ein, auch die eingebetteten Fotos und Videos sind echt klasse, haben uns viel Spass gemacht, besonders eure Sandboard-Abfahrtskünste und die Aktion am Strand. Wir freuen uns schon auf die nächsten Episoden…
    lg
    Papa und Birgitt

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