Bildschlagzeile: PLEITE! CäcLaw und FriPi geht das Geld aus!

Mehrere Tage waren wir vollkommen ausgeknockt. Was auch immer wir uns eingefangen haben, es hat uns wirklich heftig erwischt. Auch wenn wir uns auf dem Wege der Besserung befinden, ist absehbar, dass wir noch einige Tage brauchen um wieder ganz auf dem Damm zu sein. Da uns in La Paz aber nur noch sehr anstrengendes Programm erwartet und wir keine Zeit haben noch eine ganze Woche tatenlos zu verplempern, davon abgesehen, dass uns die Decke auf den Kopf fällt, entschließen wir uns, unsere Zelte abzubrechen und weiter zu reisen. Vorher versuchen wir noch, die 50% des Preises für die Dead Road Tour wieder zu bekommen. Seltsamerweise ist unser Guide, der vorher quasi minütlich gefragt ob wir nicht wieder fit sind um doch noch eine Tour zu machen, plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Auch die Agentur ist geschlossen. Blöder Zufall aber auch.

Unser nächster Halt ist der Titicaca See. Nur 4 Stunden liegt dieser von La Paz entfernt und so fahren wir ausnahmsweise mal tagsüber mit dem Bus. Nach einer holprigen Fahrt und kurzem Übersetzen mit der Fähre gewinnen wir bereits die ersten Eindrücke des achtzehntgrößten Sees der Welt.

Mit einer Fläche von 8300 Quadratkilometern ist er 15,5 mal so groß wie der Bodensee. Der See ist teilweise peruanisches und teilweise bolivianisches Staatsgebiet, wobei ein Großteil Peru gehört. Wir bleiben jedoch im bolivianischen Teil, obwohl Copacabana nur 10 Kilometer von der Grenze entfernt ist.

Schon auf dem Weg ahnen wir, was sich später bestätigt: Copacabana ist ein Paradies für bolivianische Familien für einen Wochenendurlaub. Der Tourismus boomt im Ort, Hostel reiht sich an Hostel, Restaurants soweit das Auge reicht und am Fuße des Sees ist dem Familienspass keine Grenze gesetzt. Obwohl unsere Mägen noch nicht bereit sind ein Astronautentraining zu absolvieren, wollen wir uns den Spaß, der sich einem hier bietet, nicht entgehen lassen. Zunächst drehen wir eine eher lahme Runde auf einem Tretboot, doch danach klettern wir auf einen der Drachen, die hinter den Schnellbooten gespannt sind und lassen uns auf einen wilden Ritt ein. Gleich beim ersten Versuch löst sich zwar das Seil (vielleicht haben wir doch nicht so viel abgenommen wie gedacht), doch dann gehts ab. Wir kriegen kaum genug und drehen 3 weitere Runden auf verschiedenen „Anhängen“. Auf einem sich drehenden Pulpo traue ich mich auch ein Video aufzunehmen. Dem wasserdichten Handy sei dank.

Sehr viel mehr hat Copacabana gar nicht zu bieten. Gut, dass unser Hostel umso mehr zu erzählen hat: als wir Abends ziemlich durchgefroren, dank der nassen Socken und den eisigen Temperaturen nach Sonnenuntergang, ins Hostel kommen brauchen wir erstmal eine heisse Dusche. Das versprochene heiße Wasser bleibt jedoch kalt. Auch die Temperatur im Zimmer unterscheidet sich kaum von der Außentemperatur. Also heißt es sich ins Bett kuscheln. An Schlaf ist jedoch nicht zu denken, denn vor unserer Tür, die kaum dicker ist als ein Blatt Papier, toben bis spät in die Nacht bolivianische Kinder in der Lautstärke einer Großbaustelle. Erziehung scheinen bolivianische Eltern eher laissez-faire anzugehen. Ebenso übrigens auch die Ernährung: ein überwiegender Anteil der Kinder ist, man kann es leider nicht weniger drastisch sagen, richtig fett. 5 Jährige, deren Bauchumfang unseren locker übertreffen, sollten eigentlich nicht in dieser Häufigkeit existieren.

Zu allem Überfluss ist auch die Matratze schon so durchgelegen, dass es an Körperverletzung grenzt. Um der Torte die Kirsche aufzusetzen bellt die ganze Nacht noch der Wachhund im Hinterhof, in den übrigens auch der Blick unseres Zimmers geht, anstatt des versprochenen Seeblicks.

Entsprechend unausgeschlafen schälen wir uns am nächsten Tag aus dem Bett. Früh geht es zum Glück raus, denn wir fahren mit dem Boot zur Isla del Sol. Die Insel ist eine von mehreren menschengeschaffenen Inseln im See. Gut 1,5 Stunden tuckern wir hin, um dann zu erfahren, dass die einzige Fähre zurück, die für uns infrage kommt, bereits eine Stunde später fährt.

Leider geht es grade mir immer noch nicht besonders gut und so schaffen wir den Anstieg zum Mirador nur halb, was jedoch dem wundervollen Ausblick keinen Abbruch tut.

Zurück auf dem Festland geht es nach einem kleinen Mittagssnack doch etwas besser und so packt uns nochmal die Unternehmenslust und der Ehrgeiz und wir wollen auf den Cerro Calvario. Der Anstieg dorthin ist mal wieder steil und eher eine Kletter- als eine Wanderpartie.

Wir wundern uns, wie die einheimischen Muttis, die uns in ihren Gewändern entgegenzusetzen kommen, hier hinauf gekommen sind. Als wir uns in für uns außergewöhnlich langsamem Tempo nach oben gekämpft haben, wird es uns plötzlich klar: es gibt einen zweiten Weg auf der anderen Seite, der deutlich weniger steil und vor allem asphaltiert ist, auf der alle anderen nach oben laufen. Deutlich mehr Spaß hat jedoch unsere Variante gemacht.

Oben versuchen wir den wunderbaren Rundumblick, der sich einem über den See bietet, zu genießen, was aufgrund des Lärms der Musik und Mülls, den die Menschen hier verursachen, reichlich schwer fällt. Teilweise vermisst man hier die deutsche Spießigkeit ein bisschen.

Trotzdem ist der Ausblick wundervoll und die Anstrengung hat sich voll und ganz gelohnt.

Da wir nun das volle Programm in Copacabana abgehakt haben, geht es für uns abends bereits wieder in den Bus. Über Nacht wollen wir die Grenze überqueren und nach Arequipa in Peru reisen.

Zunächst gestaltet sich das mit dem Bus jedoch mal wieder sehr chaotisch. Die Organisation ist mal wieder ziemlich durcheinander, bis jeder sein Gepäck im Bus hat und die Busgesellschaft alle Tickets akzeptiert hat, vergeht gut eine Stunde. Dann wird uns auch noch klar, dass es gar kein Direktbus ist, sondern wir in Puno, auf der anderen Seite des Sees, nochmal umsteigen müssen. Der Grenzübergang gestaltet sich ebenfalls gewohnt schwierig und zieht sich gute 2 Stunden. Eigentlich halb so wild, doch die Reiseführer lassen uns erst wieder in den Bus steigen, bis die gesamte Gruppe durch die Passkontrolle ist. Bei 3 Grad im dünnen Pulli wird es durchaus frisch.

Nach dem Umstieg ist die Nacht mal wieder eher schlecht als recht, da der Bus keine Schlafbetten bietet. Um 20 nach 4 kommen wir in Arequipa an. Glücklicherweise lässt uns unser Hotel auch zu dieser unchristlichen Uhrzeit gegen einen geringen Aufpreis einchecken, wodurch wir quasi eine Nacht dazu gewonnen haben. Völlig fertig fallen wir um 05:15 ins Bett.

Nachdem wir noch ein paar Stunden Schlaf nachgeholt haben, starten wir unser Abenteuer Peru. Doch so richtig will es auch hier erstmal nicht laufen. Die Sehenswürdigkeiten (Plaza de Armas, Kirche und Blick auf die Stadt, der irgendwie nicht wirklich einer ist), sind schnell abgehakt. Das Restaurant, dass wir empfohlen bekommen haben, ist ausgebucht.

Der nächste Tag startet erfolgsversprechender: in einem Kaffeehaus, mit sehr nettem Hinterhof, frühstücken wir leckere Brote und Waffeln und trinken das erstmal seit Ewigkeiten Kaffee, den wir unseren Mägen mal wieder zutrauen.

Danach besuchen wir ein altes Kloster. Hier haben seit der Invasion der Spanier Nonnen gelebt. Das Kloster ist abwechselnd rot und blau gestrichen. Ob das etwas zu bedeuten hat bleibt uns jedoch ein Rätsel, denn wie so oft in Südamerika wird mit Informationen nicht grade um sich geworfen.

Hübsch ist es aber allemal. Zudem erhält man einen interessanten Einblick in das Leben der Nonnen. Zu sehen sind die sogenannten Zellen, in denen die Nonnen wohnten, eine große Gemeinschaftsküche, eine Art Garten, eine Sitzecke und der Medizinerschrank.

Außerdem auffällig: die Türgrössen entsprechen nicht der europäischen Norm.

Danach wollen wir noch ins Mundo Alpaka, in dem man die süßen Tiere streicheln kann, wo uns jedoch gestern der Eintritt verwehrt wurde. Der Grund? Wir trugen eine Maske. Peruaner sind jedoch keine maskeablehnden Wutbürger, nein, hier wird in vielen Bereichen auf das Tragen von 2 Masken bestanden. Wieso, weshalb, warum können wir uns bis jetzt nicht erklären und für uns entzieht es sich jeder wissenschaftlichen Grundlage.

Doch vorher brauchen wir neues Bargeld, doch irgendwie spuckt keiner der ATMs Geld aus. Wir steuern also eine Filiale an und erfahren: die meisten Automaten geben ausschließlich Geld an die eigenen Kunden der Bank. Von mehreren Leuten die wir fragen, werden wir jedoch zu Banken geschickt, die angeblich auch an internationale Kunden Geld geben. Doch jedes Mal wieder Fehlanzeige. Bares nur für Einheimische. Zu einem kurzen Wutanfall kommt es in der letzten Bank, die die Schuld bei uns sucht und sagt, unsere Kreditkarte würde nicht funktionieren. Warum es tatsächlich nicht möglich ist uns Geld auszuzahlen, verrät man uns stattdessen jedoch nicht. Dass die Karte an allen anderen Orten Südamerikas und auch in allen Restaurants in Arequipa problemlos funktioniert, wird von der Hand gewiesen.

Wir bleiben also mit leeren Taschen stehen, doch unsere restlichen Pläne haben sich sowieso erledigt. Geschlagene zwei Stunden haben wir mit dem Versuch an Bargeld zu kommen verbracht, inklusive mehrmaligem 20 minütigem Anstehen in den Banken.

Ein weiteres Mal als äußerst ausländerfeindlich zeigt sich Peru beim Versuch eine SIM Karte zu erwerben. Nach mehreren Versuchen teilt man uns mit, dass es für Ausländer hier keine zu kaufen gibt.

Versöhnlich gestalten wir jedoch das Abendprogramm: im Restaurant, das gestern voll war, haben wir für heute eine Tischreservierung. Uns wird klar, warum der Laden so ausgebucht ist: Alpaka, Rind, Ente schmecken wirklich ausgezeichnet.

Zum Glück kann man hier auch mit Karte bezahlen.

Wir können uns kaum lösen, doch wir müssen schon wieder zum Bus. Wir machen uns nun auf den Weg nach Cusco. Der etwas teurere Preis für den Bus hat sich diesmal gelohnt: eine Schlafbett, Multimedia Angebote und sogar funktionierendes WLAN, machen die Reise bisher sehr komfortabel. Wie ausgeschlafen wir in Cusco ankommen, erfahrt ihr dann nächstes Mal.

Hasta luego

CäcLaw y FriPi

2 Kommentare

  1. Ihr Lieben, es ist unglaublich, was ihr alles erlebt. Und so schön geschrieben, man kann es richtig miterleben und mitfühlen, toll.
    Ich bin froh ,dass es euch besser geht, und auch ,dass ihr euch so helfen könnt , mein Respekt.
    Ich wünsche euch weiter viel Spaß, viele Erlebnisse und bleibt gesund.
    Liebe Grüße Karin

  2. Zu meiner Zeit gab es noch Traveller Checks,die dann aber auch nicht jeder angenommen hat und in Bargeld umwandelte….es bleibt spannend.Gut das ihr wieder fast ganz gesund seid und euch es wieder schmecken lassen könnt,tolle Bilder,aber die armen Lamas🦙….
    Jetzt wünsche ich eine super Zeit in Cusco und Umgebung
    Hasta luego Mamfri😊🥾🍄

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