Wie CäcLaw zu einem Bob wurde – El Chaltén – Cerro Fitz Roy

Den Gletscher haben wir nun hinter uns gelassen, weniger eisig wird es für uns jedoch nicht. Wir sind auf dem Weg nach El Chaltén und dort sind es nochmal ein paar Grad kälter als zuvor, was zur Folge hat, dass sogar in der Stadt die Straßen vereist und teilweise verschneit sind. Auch die Luft ist hier bitterkalt, das merken wir gleich als wir aus dem Bus steigen.

Mit diesem sind wir ca. 3 Stunden her gefahren. Die Fahrt hatte jedoch etwas von einem Flug in der Business Class, da wir Plätze im Schlafabteil erwischt haben, wo die Sitze eher Betten gleichen und insgesamt sehr hoher Komfort herrscht. Das stimmt uns zuversichtlich, denn die nächsten Busfahrten werden länger als bisher, doch so werden diese sich auf jeden Fall gut aushalten lassen.

Nachdem wir unser Appartment bezogen haben, machen wir uns Nachmittags auf den Weg zum örtlichen Nationalpark. Dort erkundigen wir uns beim Park Ranger, der erstaunlich gut Englisch spricht, über die Möglichkeiten hier wandern zu gehen.

Wir schmieden also Pläne für die kommenden Tage, am Mittwoch soll es weiter nördlich gehen.

Am selben Tag machen wir uns noch auf den Weg zu den ersten Aussichtspunkten.

Beide liegen nicht weit über der Stadt, bieten jedoch nach kurzem Aufstieg eine beeindruckende Aussicht.

Der Mirador de los cóndores hat seinen Namen nicht zu unrecht. Erst vereinzelt, dann immer mehr, kann man hier Condore beobachten. Vor der Stadt, dem Cerro Torre und dem Cerro Fitz Roy ein faszinierendes Schauspiel. Ohnehin sind diese Tiere, mit ihrer gewaltigen Flügelspannweite von ca. 3 Metern selbst für uns, die eigentlich nicht besonders viel für Geviederte über haben, spannend anzusehen.

Auf der anderen Seite des Berges kann man kilometerweit über die Landschaft, mit ihrer unendlichen Weite, den Bergen und den typisch patagonisch blauen Lagune gucken.

Am nächsten Tag nehmen wir die erste größere Wanderung in Angriff. Zur Loma de la Pliegue sind es hin und zurück ca. 22 Kilometer, inkl. 925 Höhenmetern.

Somit geht es auch die ganze Zeit steil bergauf. Zuerst über steiniges Geröll, wird der Weg schnell vollständig verschneit und vereist. Es wird also wieder Zeit die Steigeisen anzulegen.

Unterwegs sehen wir immer wieder Abdrücke von Straußen im Schnee, entdecken können wir leider keinen. Auch der Anblick eines Pumas bleibt uns bislang leider verwehrt.

Nach dem für die patagonischen Wanderwege obligatorischem Stück durch den Wald, geht es zum Schluss nochmal richtig bergauf, dann sind wir da. Die Mühe wird belohnt, man hat einen weiten Rundum Blick über das gesamte Tal und die umliegenden Berge.

Nachmittags dann eine schlechte Nachricht: unser Bus am Mittwoch fällt aus. Warum wird uns nicht gesagt. Am Tag zuvor haben wir noch Flüge gebucht um in die Atacama Wüste zu gelangen. Diese gehen am kommenden Samstag. Uns läuft also langsam die Zeit davon. Daher planen wir um und entscheiden uns, zwei geplante Stopps am Cerro Castillo und den Marmorhöhlen von Puerto Rio Tranquilo schweren Herzens auszulassen.

Wir buchen also den nächsten möglichen Bus am Freitag, dieser soll uns dann direkt ein gutes Stück weiter nördlich nach Bariloche bringen. 32 Stunden Fahrtzeit, Kostenpunkt: 25.000 Pesos pro Person, das entspricht ziemlich genau 200€. Nicht billig, aber dank des entsprechenden Komforts freuen wir uns trotzdem drauf und ehrlich gesagt haben wir auch keine echte Alternative.

So stellt sich uns die Frage, wie wir die restliche Zeit in El Chaltén nutzen, denn eigentlich war unser Programm hier nicht für 5 Tage ausgelegt.

Zudem haben wir die Laguna de la Torre, zu der eine weitere Wanderung führen würde, bereits auf der ersten Wanderung gesehen.

Wir entscheiden daher, neben dem wichtigsten Ziel, dem Cerro Fitz Roy, es die restlichen Tage eher ruhig angehen zu lassen.

Dienstag machen wir daher eine Art Off-Day, wir schlafen aus und erledigen ein paar lästige Tätigkeiten wie Wäsche waschen.

Das gestaltet sich hier tatsächlich schwierig, da fast alle Lavanderias abseits der Hauptsaison geschlossen haben. Letztendlich vermittelt uns unsere Vermieterin jedoch doch noch einen Kontakt zur einer geöffneten Wäscherei, nicht weit von unserem zu Hause.

Gut ausgeruht machen wir uns am Mittwoch also auf zum Cerro Fitz Roy. Dieser gilt unter Extrem Bergsteigern als eine Art Endgegner. Die Wetterbedingungen sind hier oft, gelinde gesagt, schwierig. Daher scheitern die meisten Versuche ihn zu besteigen. Auch ein Blick von der Lagune auf den Berg bleibt den meisten, aufgrund des dichten Nebels verwehrt. Manche Wanderer bleiben wochenlang in El Chaltén ohne auch nur einen Blick auf den Berg zu erlangen. Wir haben jedoch unglaubliches Glück, wir haben die wohl mit Abstand klarsten Tage des Jahres erwischt. Als wir losgehen, ist keine Wolke am Himmel zu sehen.

Im Schein der Morgendämmerung gehen wir die ersten Meter bergauf.

Zunächst geht es auch recht steil los, doch das beruhigt sich auch schnell wieder. Die Strecke ist zwar länger, jedoch etwas flacher als die letzte. Einzig der letzte Kilometer habe es in sich, davor hat man uns bereits mehrfach gewarnt.

Entspannt legen wir den Weg zurück, durch eine Traumlandschaft aus Schneekristallen und eingefrorenen Wäldern.

Zwischendurch kommen wir bereits in Genuss eines ersten Blicks auf den Berg, jedoch noch aus weiter Entfernung.

Als wir schon sehr nah dran sind, fragen wir uns langsam, wann denn besagter Anstieg kommen soll, denn vor dem Berg sieht es nicht mehr aus, als würde es noch weiter hoch gehen.

Dann fällt es uns plötzlich wie Schuppen von den Augen: die Lagune liegt im Berg.

Wo wir vorher noch gesagt haben, das kann nicht der Anstieg sein, stehen wir nun vor diesem Schild:

Nach kurzer Rast und kleiner Stärkung gehen wir den letzten Kilometer an.

Und die Erzählungen haben nicht übertrieben. Teilweise fast senkrecht geht es auf dem Schnee- und eisbedecktem Weg bergauf.

Etwa auf der Hälfte kommt uns eine 6er Gruppe junger Männer entgegen und siehe da, 3 davon kennen wir. Einen haben wir im Bus nach El Chaltén getroffen, einer bat uns (Achtung es wird bizarr) am Gletscher in einem Video im Hintergrund deutsch zu sprechen und einer war mit uns gemeinsam am Torres del Paine. Klein ist die Welt. Ebendieser sagt uns, dies hier sei besser als der Torres del Paine. Dementsprechend zuversichtlich nehmen wir die restliche Strecke in Angriff.

Oben angekommen sind wir ordentlich aus der Puste. Doch der Belgier von vorhin hatte Recht. Vor uns die Laguna de los Tres, die eingefroren vor den Türmen des Fitz Roy liegt, hinter uns ein atemberaubender Blick über das gesamte Umland. Wahnsinn, wie weit unten plötzlich der Wald liegt, durch den wir vor knapp einer Stunde noch durch spaziert sind.

Man kann es nicht anders sagen: dieser Berg hat seinen Ruf nicht zu Unrecht. Ein wirklich einzigartiges Panorama umgibt uns. Durch die Mittagssonne ist es zudem nicht ganz so kalt und wir können relativ lange oben bleiben, ohne zu erfrieren.

Irgendwann können wir uns doch losreißen und machen uns auf den Rückweg. Hier wird nochmal deutlich wie steil dieser ist. Einige der Wanderer versuchen es gar nicht erst, diesen hinunter zu klettern und rutschen einfach auf dem Hintern runter. Aufgrund der teilweise gefährlich nahen Abgründe erscheint uns diese Variante jedoch zu riskant. „Gut, dass meine Mama das nicht sieht“ kann ich dazu nur sagen.

Durch die extrem hohe Konzentration durchaus angestrengt kommen wir irgendwann wieder sicher unten an.

Von hier aus wird es entspannt. Leider stellen wir fest, dass wir doch recht viel Zeit oben verbracht haben und es schon halb 4 ist. Um 6 müssen wir die Steigeisen zurück bringen. Also doch nicht entspannt, stattdessen schnellen Schrittes marschieren wir zurück ins Dorf.

Als wir fast schon angekommen sind wird es nochmal abenteuerlich: die letzten beiden Kilometer liegen im Wald, hier ist der Schnee nicht angeschmolzen, sondern noch viel vereister als morgens. Wie bereits auf dem Hinweg festgestellt, ist dieser Abschnitt nochmal relativ steil. Und dass das keine Kombination ist, kann man sich vorstellen. Keine 3 Meter kann man gehen, ohne das man auf einer Eisplatte ins Rutschen gerät.

Teilweise verlassen wir den Weg komplett um dem Eis aus dem Weg zu gehen.

Doch dann passiert es irgendwann doch und ich lege mich mehrfach hin. „Achtung rutschig“ rufe ich noch nach hinten. Doch es ist zu spät, Cäci kommt wie ein Bob auf mich zugerast, völlig ungebremst schlittert sie auf mich zu. Gott sei dank, gelingt es mir uns beide festzuhalten, sonst wären wir vermutlich bis ins Dorf gekugelt. Trotz des leichten Schreckens ist die Situation auf seine eigene Weise extrem witzig und wir kommen aus dem Lachen kaum noch raus.

Nach einigen, mittlerweile sehr geübten Rutschpartien, kommen wir heil und vor allem auch pünktlich unten an, sodass wir es tatsächlich schaffen, die Steigeisen noch pünktlich zurück zu geben.

Den nächsten Tag wollen wir erneut zur Regeneration nutzen. Doch leider ist das Spa, das wir dafür nutzen wollten, während der Nebensaison ebenfalls geschlossen.

Also bleibt uns nichts anderes, als uns zur Happy Hour mit einem Aperol zu trösten. Natürlich treffen wir wieder zwei der Jungs.

Diese werden auch mit uns im Bus sitzen, der am nächsten Tag in Richtung Bariloche startet.

Doch Richtung Bariloche ist falsch, denn zunächst fährt der Bus zurück nach El Calafate. Dort steigen wir um in den Bus der uns nach Bariloche bringt.

Leider sorgt das für großen Frust: statt der Liegebetten sitzen wir auf ganz normalen Bussitzen, an Liegen ist nicht zu denken. Die Beinfreiheit ist mit der eines RyanAir Flugs zu vergleichen. Für mich reicht die Rückenlehne nicht mal, um mich vollständig anzulehnen. Es gibt auch gar keine Unterschiede zwischen den Sitzen, wir fragen uns wofür wir denn den Bett Aufpreis bezahlt haben. Selten haben wir uns so abgezockt gefühlt wie in diesem Moment.

Zudem fährt der Bus immer noch nicht Richtung Norden. Zunächst geht es nach Rio Gallegos, auf dem Weg steigen immer wieder Fahrgäste aus und zu.

Rio Gallegos liegt ganz im Süden Argentiniens, an dessen Atlantikküste. Wir sind also fast wieder in Punta Arenas, wo wir vor knapp zwei Wochen unser Patagonien Abenteuer begonnen haben, nur noch auf der andere. Seite. Weiter entfernt vom Ziel könnten wir kaum sein. Wir sind 14 extrem unbequeme Stunden unterwegs, als wir wieder auf der Höhe von El Chaltén sind.

Zum Glück wird der Bus wieder etwas leerer, sodass es möglich ist, dass nachts jeder eine Zweierreihe für sich hat. So ist zumindest etwas sehr ungemütlicher Schlaf möglich. Unsere Gelenke, Nacken und Rücken fühlen sich mittlerweile an wie dreimal durch den Fleischwolf gedreht.

Und eine Erkenntnis bleibt von der Fahrt hängen: Argentinien ist groß. Und gleich. Während die Landschaften in Chile sich oft von einander unterscheiden, sieht hier wirklich alles gleich aus. Ein Road Trip durch Argentinien ist eher nicht zu empfehlen.

Doch wir bleiben hoffnungsvoll: in Bariloche haben wir ein Appartment direkt am See gemietet, mit Seeblick aus der Badewanne. Es könnte schlechtere Aussichten geben. Zudem haben wir schon einige Pläne für unsere Zeit hier, doch dazu beim nächsten Mal mehr.

Noch einige kurze Hinweise:

Leider funktioniert unser Kartentool im Menüpunkt „unsere Route“ derzeit nicht. Ich arbeite jedoch an einer Lösung. Zudem ist die Route dort immerhin schriftlich hinterlegt.

Zudem gibt es in der Rubrik „Fotos“ einige neue Bilder zu sehen, die teilweise auch nicht in den Beiträgen zu sehen waren.

Wenn das Internet es hergibt, kommen in den nächsten Tagen auch noch mehr.

Das bringt mich zum nächsten Punkt: das Internet in Bariloche ist eher fragwürdig, ob wir regelmäßig WLAN haben eher unklar. Daher ist derzeit nicht ganz sicher, wann der Beitrag veröffentlicht werden kann.

Aber keine Sorge, wir leben noch 😋

CäcLaw y FriPi

3 Kommentare

  1. Liebe Cäci, lieber Fritz, ich habe schon einige Berichte gelesen, komme aber erst heute zum Kommentieren.
    Ich sag nur: Oh Mann! Ich bin gerade mit Euch geklettert und gerutscht und habe mir im Bus den Rücken verrenkt. Wäret Ihr meine beiden, ich glaube, ich würde das alles nicht wissen wollen. 🙈 Und doch, würde ich wohl! 😆 Der Wahnsinn, was Ihr alles erlebt. Danke für die tollen Berichte und passt weiterhin gut auf Euch auf!
    Liebe Grüße Sabine

  2. Jetzt trefft ihr auch andere Traveller wieder,wie nett.Hier ist es schwülwarm,und ihr kommt super zurecht mit der eisigen Kälte,und eurer Ausrüstung.Und wie gut das ich nicht alles mitbekomme😉…bin wieder gespannt wie es weitergeht⛄🍀👣🏔️🦙🚌✈️🥾🌞❤️

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